Biographie Georg Freundorfer

Zithervirtuose, Komponist und Unterhaltungsmusiker

Geboren wurde Georg Freundorfer am 23.07.1881 auf der Schwanthaler Höh‘ in München. Das Zitherspiel brachte er sich in jungen Jahren autodidaktisch bei, was allein schon großer Bewunderung bedarf! Sehr bemerkenswert ist auch, dass er zeitlebens weder Noten lesen, noch Noten schreiben konnte. Sein Fleiß und seine Begabung Zither zu lernen waren jedoch so groß, dass er bereits als Halbwüchsiger das Zitherspiel perfekt beherrschte und öffentlich als Zithersolist auftreten konnte. Seine spätere Entscheidung, den erlernten Beruf des Bierbrauers aufzugeben und den Lebensunterhalt als hauptberuflicher Zithersolist und Unterhaltungsmusiker zu verdienen, dürfte er im Hinblick auf seine Erfolge in späteren Jahren wohl nicht bereut haben.

Bei einem Konzertauftritt auf der Insel Sylt, lernte er schließlich den Konzertpianisten Bernhard Derksen kennen, mit welchem er schließlich ein geniales Duo gründete. Die Verbindung Zither und Klavierbegleitung in der Unterhaltungsmusik war für damalige Verhältnisse etwas völlig Neues.  Zwar gab es diese musikalische Formation vereinzelt wohl auch schon früher, was ein Programmhinweis eines Konzerts von Lorenz Obermaier (Zither) und Carl Bohe (Klavier) am 08.05.1918 im Musuem mit dem Titel „Herzog-Max-Walzer“ vermuten lässt, aber den wirklichen Durchbruch in dieser Formation schafften erst Georg Freundorfer und Bernhard Derksen.  

Nachdem den Zitherkünsten Freundorfer’s der Erfolg und auch die Popularität in seiner Geburtsstadt München versagt blieben, zog dieser im Jahr 1912 mit seiner Frau Margarethe, welche in München eine kleine Pension betrieb, nach Berlin. Die Reichshauptstadt Berlin war zu dieser Zeit schlichtweg das Mekka der Unterhaltungsmusik. Hier war der Erfolg der Besetzung Zither und Klavier durchschlagend! Freundorfer wurde quasi über Nacht berühmt und sollte sich in kommenden Jahren großer Beliebtheit erfreuen. Erfolg und Zusammenarbeit mit Bernhard Derksen waren von Dauer. Aufbauend auf dieser Basis gründete Freundorfer schließlich ein Salonorchester mit bis zu 20 Musikern. Georg Freundorfer übernahm im Salonorchester mit seiner Zither den Part des ‚Stehgeigers‘. Auch mit dem Salonorchester waren die Erfolge überwältigend. So avancierte das Salonorchester in den 1930er Jahren zum Hörerliebling der damaligen „Großdeutschen Wunschkonzerte“. Im zweiten Weltkrieg war er musikalischer Höhepunkt bei der Truppenbetreuung. Zudem spielte G. Freundorfer täglich um 06.00 Uhr im Berliner Rundfunk.

Als Komponist schuf G. Freundorfer 136 Werke, wobei Bernhard Derksen die von Freundorfer auf der Zither vorgespielten Stücke zu Papier brachte und passend arrangierte. Die Kompositionen   Freundorfer’s sind in mehreren Verlagen im Druck erschienen und werden auch heute noch von vielen Zitheristen gerne gespielt. 

Zu seinen bekanntesten Werken zählen:

  • Die singende Zither 
  • Gruß an Oberbayern (Originaltitel: Gruß an Obersalzberg)
  • Die Veilchen vom Kochelsee
  • An der schönen grünen Isar
  • Der Weg zum Herzen
  • U.v.m.

Das sicherlich bekannteste Werk von G. Freundorfer, der Walzer „Der Weg zum Herzen“, ist auch heute noch ein MUSS und zu gleich eine Herausforderung für die heutigen Zitheristen!

Verstorben ist Georg Freundorfer wohl an den Folgen einer gebrochenen Rippe, welche er sich beim Sturz auf einer vereisten Treppe nach einem Konzert in Berlin am 18.12.1940 zugezogen hatte. Ob dies als Todesursache allerdings tatsächlich zutrifft, muss m.E. bezweifelt werden! Zum Tode von Georg Freundorfer gibt es auch noch mehrere, unbestätigte Thesen und Gerüchte, auf welche wegen fehlender Nachweise an dieser Stelle jedoch nicht eingegangen werden kann.

Nach bestätigten Informationen ist die Witwe Freundorfer’s, Frau Margarethe Freundorfer, geb. Salomon nach dem Tode Ihres Gatten vor der Verfolgung durch die Nazi-Häscher „untergetaucht“. Die Urne Ihres verstorbenen Gatten, auf welcher die Anfangstakte des Walzers „Der Weg zum Herzen“ verewigt sind, ließ sie schließlich nach dem Krieg Im Oktober 1951 in ihre Geburtsstadt Bamberg überführen. Das Grab Freundorfer’s wird seit vielen Jahren dankenswerter Weise von den Zitherfreunden Bamberg gepflegt.

Besonders bemerkenswert ist auch, dass es Frau Margarethe Freundorfer geschafft hatte, eine „Amberger-Doppelstern-Harfenzither“, gebaut 1938 durch Hermann Hauser I in den Kriegswirren und während einer möglichen Verfolgung zu retten! Es darf wohl mit Recht vermutet werden, dass diese Zither Georg Freundorfer ganz besonders am Herzen lag. Vielleicht war es aber auch das Instrument, auf welcher Georg Freundorfer sein letztes Konzert gab…….

 

Waging am See, 07.03.2023

Gez. Christoph Schwarzer