Quelle: zither.us - Franz Schwarzer (1828 - 1904)

Biographie Franz Schwarzer – Zitherbauerkönig“ in Washington.

Franz Schwarzer, geboren im Jahre 1828 in der österreichischen Stadt Olmütz (die Stadt gehört heute zu Tschechien), war der Sohn eines Bauunternehmers und erlernte ebenfalls diesen Berufszweig. Er besuchte u.a. die Polytechnische Schule (Universität) in Wien, wo er Architektur und Holzbau studierte.  Nach Beendigung seines Baufach-Studiums studierte er bei dem sehr angesehenen und geschätzten Komponisten, Ludwig Ritter von Dittrich auch noch das Zitherspiel. Seine spätere Ehefrau Josephine, mit welcher Franz Schwarzer  dann im Frühjahr 1866 nach Amerika auswanderte, war vor ihrer Hochzeit als Bühnenschauspielerin sehr erfolgreich. Leider verloren die Schwarzer’s noch vor Ihrer Auswanderung ihren erstgeborenen Sohn bei dessen Geburt. Es ist anzunehmen, dass Franz Schwarzer mit seinen handwerklichen Fähigkeiten in Amerika den wirtschaftlichen Erfolg suchte, welcher bei rückläufiger Wirtschaft in der damaligen K.u.K. Monarchie zu dieser Zeit nicht oder nur sehr schwer zu erreichen war.

Angekommen in der neuen Welt lebten Franz und Josephine Schwarzer zuerst in New York in einer kleinen bescheidenen Zwei-Zimmer-Wohnung in ärmlicher Umgebung. Viele ihrer Nachbarn waren Kleinbauern deutscher Herkunft, welche sich ebenfalls in der neuen Welt Erfolg und Reichtum erhofften. Wie bei vielen Auswandern deckten sich deren Vorstellungen und Erwartungen jedoch nicht mit der Wirklichkeit. Dank ihres Gründer- und Pioniergeistes kehrten die Schwarzer‘s New York alsbald den Rücken und gründeten in  Washington, Missouri, einer florierenden Stadt im Osten der USA ein gutgehendes Möbelgeschäft.

Durch die vielen Einwanderer, insbesondere derer aus den deutsch sprachigen Gebieten, welche seit dem Jahr 1830 in Washington, Missouri  eintrafen, wurde die Stadt Washington sowie die umliegenden Gebiete nicht nur zwei-sprachig, sondern gewannen auch ganz erheblich an kulturellen Entwicklungen und Einflüssen hinzu. Franz Schwarzer wurde aktives Mitglied im örtlichen Turn- sowie im Gesangsverein „Liederkranz“. Außerdem wurde er zum Feuerwehr-Kommandanten der Stadt gewählt. Es ist wohl einer glücklichen Fügung zu verdanken , dass Franz Schwarzer in Washington dann für einen Freund eine Zither herstellen sollte und sich damit eine ganz neue Perspektive ergab.

Aufgrund seiner handwerklich-qualitativen Leistungen breitete sich sein Ruf als Zitherbauer rasch aus und innerhalb weniger Jahre konnte Franz Schwarzer diese Tätigkeit zu seinem Hauptberuf ausbauen. Hergestellt wurden nunmehr Konzertzithern und verschiedenste Modelle mit eleganten Silber-Verzierungen, Perlmutteinlagen, Elfenbeineinsätzen und aus edlen Hölzern gefertigt, welche u. a.  aus dem Ausland importiert wurden. Im Jahr 1873 wurde Franz Schwarzer für seine besonderen Verdienste um die Zither bei der Weltausstellung in Wien, bei welcher dieser insgesamt drei Zithern ausstellte, die „Goldmedaille für Fortschritt und besondere Verdienste“ verliehen. Es handelte sich hierbei um die höchste Auszeichnung die seinerzeit verliehen wurde!

Diese Auszeichnung, aber auch sein umsichtiges verkäuferisches Handeln mit Kunden und eine weiterhin gestiegene Nachfrage nach Instrumenten ermöglichten ihm nun eine Expansion seines Unternehmens auf bis zu 25 Angestellte. Dadurch wurde es ihm auch möglich zu experimentieren, neue Instrumentenformen zu schaffen und andere Instrumente, vorwiegend Mandolinen und Gitarren herzustellen. Eine einfache Zither kostete damals im Verkauf $ 19,00; für eine große Zither mit wesentlich mehr Saiten, gefertigt aus edlen Hölzern und mit kostbaren Einlegearbeiten versehen, konnte aber ein Preis von $ 600,00 bis $ 1.000,00 erzielt werden!

Der wirtschaftliche Erfolg ermöglichte es schließlich den Eheleuten Schwarzer das private Wohn- und Geschäftsdomizil durch Zukauf größerer angrenzender Grundstücke zu erweitern und auszubauen. Das malerische, Park ähnliche Grundstück, welches nun entstand und in welchem u.a. Bananenbäume, exotische Tiere und ein zahmer Alligator zu bestaunen waren,  wurde nun für Freunde und Geschäftskunden zum Ort der besonderen Begegnung.  Die „angeborene“ österreichische Gastfreundschaft und Höflichkeit von Franz und Josephine Schwarzer machte jeden Besuch zudem zu einem ganz besonderen Erlebnis! Mögliche Käufer wurden so ermutigt, die Fabrikation der Instrumente vor Ort zu besichtigen und die eigenen Wünsche und Vorstellungen ihres neuen Instruments mit dem Hersteller zu besprechen.

Als Franz Schwarzer im Jahr 1904 starb, führte seine Witwe das Geschäft noch acht Jahre lang bis zu ihrem Ableben weiter. Nach dem Tode von Josephine Schwarzer im Jahr 1912 übernahm  dann noch  ihr Neffe, Hermann Grohe die Leitung des Betriebs. Anfang der 1920er Jahre ließ aber das Interesse an der Zither merklich nach, so dass sich auch der wirtschaftliche Niedergang des Unternehmens nicht mehr aufhalten ließ. Negative Einflüsse auf den kulturellen Niedergang deutscher Kultur sind nicht zuletzt auf den ersten Weltkrieg zurückzuführen.

Nach dem Tode von Hermann Grohe im Jahr 1924, nahm der ehemalige Mitarbeiter Albert Hesse dann den Abverkauf von Lagerbeständen sowie des Inventars vor, führte vereinzelt noch  Reparaturen an Instrumenten aus und fertigte für Kunden weltweit auch noch Zithersaiten. Albert Hesse (er war übrigens selbst der letzte Zitherspieler in Washington) konnte noch zu Lebzeiten den Welterfolg von Anton Karras miterleben, welchen dieser mit seiner Zithermelodie in dem gleichnamigen Film „Der dritte Mann“ Anfang der 1950er Jahre erreichte. Nach dem Niedergang des Unternehmens wurden die Fabrikgebäude in den 1950er Jahren schließlich abgerissen und die Grundstücke einer anderen Verwendung zugeführt.

Schwarzer’s Zithern wurden in die ganze Welt verkauft und konnten sich jederzeit mit den damaligen namhaften deutschen und österreichischen Zitherbauern messen! Von den in der Schaffensperiode in den Jahren 1866 bis 1904 von Franz Schwarzer bzw. in dessen Werkstatt gefertigten Zithern verschiedenster Art und Ausführung (insgesamt über 10.000 Stück) sind heute nur noch wenige Exemplare erhalten.  Oft befinden sich diese Instrumente dann noch in einem bedauernswerten, ja geradezu  jämmerlichen  Zustand.  Im Historischen Museum in Jefferson City können heute noch ca. ein Dutzend Zithern von Franz Schwarzer und andere Instrumente aus seiner Fabrikation, diverse Werkzeuge sowie eine Saitenspinn-Maschine in einer ständigen Ausstellung besichtigt und bewundert werden. Bleibt zu hoffen, dass die evtl. noch wenigen vorhandenen Exemplare eines Tages einen Liebhaber finden und fachmännisch restauriert werden können. Möge der Name „Franz Schwarzer“ der nachkommenden jungen Zithergeneration als Zeugnis deutsch-österreichischer Zitherbaukunst in Erinnerung bleibt.

 

Franz Schwarzer – “Missouri Zither King” war Amerikas wenn nicht weltweit bekanntester Zitherbauer in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

"SCHWARZER'S" - ARION HARP ZITHER (October 1965) als pdf

 

Die Biographie von Franz Schwarzer können sie hier in Englisch als pdf einsehen.

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